Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Campino feiert Geburtstag

Frontsänger der Toten Hosen wird 60
Mittwoch, 22. Juni 2022

Es scheint ihn selbst ein wenig überrascht zu haben - aber an diesem Mittwoch (22.6.) wird Campino, seit vier Jahrzehnten Frontmann der Punkrock-Band Die Toten Hosen, tatsächlich 60. Auf die lange Laufbahn mit den Toten Hosen blickt er gern zurück - nur den Band-Namen findet er "dermaßen uncool". Der Rocksänger sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wenn wir rückblickend irgendwas ändern könnten, würden wir uns sicherlich einen besseren Namen geben."

Der stehe jedoch "im zeitlichen Kontext" des Deutsch-Punks der 70er und 80er Jahre. "Damals wollten sich alle Gruppen ganz hart und cool anhören, also nannten sie sich beispielsweise 'Bluttat' oder 'Täglicher Terror'", erinnert sich Campino. "Unser Name war hingegen das totale Understatement, das gefiel uns. Es hatte auch den Vorteil, dass niemand sein Geld zurückverlangen konnte, wenn er nach einem Konzert enttäuscht war. Was will man denn von toten Hosen erwarten - da bist du quasi schon selber schuld, wenn du dafür bezahlst."

Bonbons sind Schuld am Künstlername

Sein Künstlername Campino "entstand tatsächlich dadurch, dass ich bei meiner ersten Band ZK irgendwann angefangen habe, mit diesen Bonbons um mich zu schmeißen", erzählt der 1962 als Andreas Frege geborene Musiker. "Ich hatte einen Koffer, auf dem 'Der große Campino' stand. Das war mein Munitionsdepot. Ich nahm eine Handvoll und habe sie ins Publikum gefeuert - und schon hatte ich meinen Spitznamen."

Sein selbst erdachter Künstlername sei "Billy Alibi" gewesen. "Denn ich liebte Billy Idol von Generation X so sehr, dass ich versucht habe, seinen Namen irgendwie zu kopieren. Ein trauriger Versuch, denn keiner hatte Lust darauf, mich jemals Billy zu nennen. Also wurde ich zu Campino, und das war dann auch ok."

Durchbruch 1988 mit "Hier kommt Alex"

Mit dem Song "Hier kommt Alex", der zur Bühnenfassung von "A Clockwork Orange" verwendet wurde, schaffte die Band den endgültigen Durchbruch. Es war die erste Single der Band, die es in die Charts schaffte, aber es sollte nicht die letzte sein. Neben ihrer Popularität in Deutschland, feiern die Toten Hosen auch seit Jahrzehnten in Argentinien Erfolge - es entstand sogar eine eigene Fanbasis in dem südamerikanischen Land. 

Das 1.000. Konzert der Toten Hosen - Tiefpunkt der Band

Neben dem politischen Engagement ist Campino auch Fußballfan. Vor allem die Fortuna aus Düsseldorf und der FC Liverpool haben es ihm angetan - mit dem Song "You'll Never Walk Alone" gibt es sogar ein Cover der bekannten Hymne des Liverpool FC.

Doch nicht alles in der langjährigen Karriere war positiv. Während ihres 1.000. Konzerts in ihrer Heimatstadt Düsseldorf starb ein 16-jähriges Mädchen im Gedränge vor der Bühne. Die Band spielte nach einer Pause weiter, die Angst vor einer Massenpanik war zu groß.

Nach dem tragischen Vorfall pausierte die Band rund anderthalb Jahre, sogar eine Auflösung stand zur Debatte. Doch sie kamen zurück. Später schrieben sie ein Lied für das verstorbene Mädchen ("Alles ist eins") und Campino schwor sich "nie mehr betrunken auf die Bühne zu gehen", dies habe er nach eigenen Angaben auch bis auf wenige Ausnahmen geschafft, erzählte der Sänger 2017 in einem WDR-Interview.

Wird es ein 50-jähriges Bestehen geben?

Derzeit feiern sie ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einer großen Tournee, aber an ein 50-jähriges Bandjubiläum auf der Bühne glaubt Campino nach eigenen Angaben nicht. Der Augsburger Allgemeinen sagte er: "Das kann ich mir einfach nicht vorstellen". "Ich sehe mich in zehn Jahren nicht mehr in einer Situation wie dieser hier"

Die Toten Hosen mit "Hier kommt Alex" - Rock am Ring 2004

 

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